Donnerstag, 29. Mai 2008

Pragmatismus

Der Pragmatismus – übrigens die einzige originär in Amerika entstandene philosophische Richtung – wird gemeinhin mit plattem Utilitarismus gleichgesetzt. Das trifft nicht den Sachverhalt. Der Pragmatismus ist besser als sein Ruf. Nach Auffassung des Pragmatismus soll man jede Idee – „alles, was mit dem Anspruch auftritt, geglaubt zu werden“ – am „Prüfstein der Praxis“ erproben, ob sie sich bewährt, ob sie eine konkrete Wirkung, irgendeinen erkennbaren Nutzen hat.

Ideen an sich haben für den Pragmatismus wenig Wert. Was zählt, ist ihre Wirkung in der Praxis. Der Pragmatismus glaubt nicht an endgültige, allgemeinverbindliche Wahrheiten, er kennt nur vorläufige Wahrheiten. Schon die nächste Erkenntnis kann die jeweilige Wahrheit wieder verändern. Deshalb lautet die Maxime des Pragmatismus: „Gib gemachte Vorstellungen auf!“

Der Pragmatismus ist also das direkte Gegenstück zum ideologischen Denken, das gekennzeichnet ist von der Fixierung auf eine Idee, vom Primat des Willens vor dem Intellekt, vom Sichverschließen vor der Realität.

Dienstag, 27. Mai 2008

Geist

Wenn die Philosophie Geist beschreibt als „die über das Sinnliche und Materielle hinausgehende intelligente Seite des menschlichen Seins“, die dem Menschen auf dem Weg über bewusstes Denken, Abstraktion und Reflexion den Zugang zu einer übergeordneten intelligiblen Welt ermöglicht, so bezieht sich das auf das Große und Ganze des menschlichen Seins.

Man kann diese Aussagen über den Menschen aber durchaus auch auf den Mikrokosmos eines Unternehmens übertragen. Was die Philosophen beim Menschen das Leibfundament nennen – seine materiell-sinnliche Seite mit seinen physischen Grundbedürfnissen – sind beim Unternehmen die materiellen Ressourcen:
die Produktionsmittel,
die Firmengebäude,
die logistischen Systeme und
die Mitarbeiter als solche – alles, was ein Unternehmen zum Funktionieren auf der praktischen Ebene braucht.

Und wie beim Menschen zum Leben in einer geordneten Existenz die Steuerung und Organisation durch den Nous, den Geist, gehört, so steht und fällt auch die Existenz eines Unternehmens mit der Steuerung, Planung und Organisation durch die Intelligenz, die Vernunft, den Geist.

Montag, 26. Mai 2008

Schwarmintelligenz

Stellt man sich ein Unternehmen als lebendiges System vor, in dem jeder Mitarbeiter sich als Teil eines größeren Ganzen sieht und dabei die vom Management definierten strategischen Ziele klar vor Augen hat, die allerdings flexibel und anpassungsfähig sind, verschwimmen festgelegte Strukturen und Hierarchien.

Mehr Handlungskompetenz der Mitarbeiter, autonome Teambildung zur Problemlösung und spontane Kooperationsfähigkeit gewinnen an Bedeutung – all dies natürlich im Rahmen verbindlicher Grundregeln. Eine solche „Swarming Organization“ ist hoch dezentralisiert, dynamisch, nicht linear und adaptiv.

Die Teams bilden sich eigenverantwortlich und wählen auch die Werkzeuge, die sie in der konkreten Situation zur Erfüllung ihrer Ziele brauchen. Swarming Technology als Vorbild für eine hoch angepasste Businessstrategie im Wissenszeitalter.

Aus: ZeitGeist 1/2006, Andreas Neef: „Schwarmintelligenz als neues Leitbild für die Evolution sozialer Komplexität“

Sonntag, 25. Mai 2008

Komplexität

Die Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, werden immer komplexer. Komplexität gehört zu den Charakteristika unserer Zeit. Komplex bedeutet vielschichtig und undurchschaubar. Der Gegenpol zu komplex ist transparent. Transparenz entsteht, wenn Strukturen und Zusammenhänge erkennbar sind.

Die Dinge einfacher zu machen, wie vielfach gefordert wird, ist der Versuch, auf einer Glatze Locken zu drehen, denn „einfach“ ist nicht der Gegenpol zu komplex. Einfach ist der Gegenpol zu kompliziert.

Managing Compexity heißt: komplexe Sachverhalte und Situationen an Hand ihrer Strukturen und Zusammenhänge durchschauen und dadurch zu erfolgreichem, sinnvollem Handeln fähig sein.

Samstag, 24. Mai 2008

Flow – müheloses Aufgehen im Tun (aus: ZeitGeist 1/2006)

Ist es Ihnen schon einmal widerfahren, dass Sie beim Schreiben eins geworden sind mit dem entstehenden Text? Oder dass Sie beim Fahren auf der Autobahn entspannt und fast von selbst dahinglitten wie von einem unsichtbaren „Feld“ getragen? Oder beim Lesen eines spannenden Buches derart vertieft waren, dass die Welt um Sie herum aufhörte zu existieren?

Kinder kennen das In-sich-Versunkensein vom Spielen, für Sportler ist es das wünschenswerte Optimum. Wissenschaftler nennen den Zustand „Flow“ (von englisch fließen, schweben).

Einer, der ihn erforscht hat, ist der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi, Direktor des Quality of Life Center und Professor an der Claremont Graduate University in Kalifornien. Er erkannte, dass wir den Flow-Zustand nur selten beim Nichtstun oder im Urlaub erreichen, sondern vielmehr dann, wenn wir uns intensiv einer Arbeit oder schwierigen Aufgabe widmen. Auf Knopfdruck lasse er sich nicht abrufen, man könne allerdings die Voraussetzungen schaffen. Csikszentmihalyi identifizierte mehrere Kriterien, die dieses Phänomen charakterisieren, aber nicht alle zugleich auftreten müssen:
• Wir sind fähig, uns auf unser Tun zu konzentrieren, sind nicht abgelenkt und lassen uns nicht ablenken.
• Wir sind der Tätigkeit hinsichtlich unserer Fähigkeiten gewachsen. Es besteht eine Herausforderung, die jedoch nicht zu anspruchsvoll sein darf.
• Die Tätigkeit hat klare Ziele und wir wissen, wie diese zu erreichen sind.
• Die Tätigkeit ermöglicht unmittelbare Rückmeldung (richtig/falsch).
• Wir haben das Gefühl von Kontrolle über unsere Aktivität.
• Unsere Sorgen um uns selbst verschwinden. Dies kann als Ausweitung des Selbst über die Körpergrenzen hinweg erlebt werden. Es ist keine Zeit für Selbsterforschung – wir sind einfach.
• Unser Gefühl für Zeitabläufe ist verändert. Die Zeit scheint schneller zu vergehen oder stehen zu bleiben.

Diejenigen, die den Flow-Zustand erfahren haben, schildern ihn auf ganz unterschiedliche, oft gegensätzliche Weise: als Leichtigkeit, als Gefühl von Freiheit, Frieden, der Ruhe, als Gefühl des Losgelöst- oder Einsseins, als überraschendes Wohlgefühl, Fließen, Automatismus, Kraft, Ehrfurcht, Kontrolle, Ekstase, Im-Augenblick-Sein, als veränderte, übernatürliche Wahrnehmung oder ganz einfach als mystische Erfahrung. Ihnen allen gemein sei, so Csikszentmihalyi, dass Denken, Fühlen und Wollen in Übereinstimmung war, während sie der Tätigkeit nachgingen. Und wer einmal in diesen Zustand gelangt sei, werde ihn auch ein zweites Mal erleben – und immer wieder, betont er weiter.

Aus: ZeitGeist 1/2006

Freitag, 23. Mai 2008

Motivation

Wer eine Aufgabe hat, die ihn motiviert, erfährt einen Sinn, der seinem Tun und seinem Leben eine Richtung gibt. Motivation bedeutet Freude am Handeln, Ansporn zu Neuem und selbstbestimmte Persönlichkeit. Ein motivierter Mensch ist gewillt und fähig, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Sinnvolle Aufgaben fordern also nicht nur Energie, sie setzen auch Energie frei.

Die Motivationspsychologie stellt fest:
In lebensbedrohenden Notsituationen motivieren der reine Überlebenswille und die angeborenen Instinkte den Menschen zum Handeln.
Unter normalen Bedingungen sind zwei psychische Faktoren unabdingbare Voraussetzung für das Entstehen von Motivation: Identität im Sinne eines gesunden Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls und das Gefühl der Autonomie, der Fähigkeit und Möglichkeit zu selbständigem und selbstverantwortlichem Handeln.

Donnerstag, 22. Mai 2008

Kybernetik ( Norbert Wiener)

Kybernetik ist die Wissenschaft von der Struktur komplexer Systeme, insbesondere der Kommunikation und Steuerung einer Rückkopplung (Feedback).

Das Hauptinteresse der Kybernetiker gilt der Navigation, die dynamischen, selbstregulierenden Systemen dazu dient, ein Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und ein vorgegebenes oder immanentes Ziel zu erreichen.

Kybernetes bedeutet im Griechischen „Steuermann eines Schiffes“. Platon benutzte diesen Begriff, wenn er vom „Mann am Steuerruder einer Regierung“ sprach. Der Apostel Paulus versuchte mit diesem Begriff „die Fähigkeit zu leiten“ zu beschreiben.

Der amerikanische Mathematiker Norbert Wiener gilt als Begründer der Kybernetik als wissenschaftliche Disziplin. Heute behandelt man die Themen der Kybernetik in der Systemtheorie, in der Technik unter der Bezeichnung Regelungstechnik sowie in den Geisteswissenschaften und der Psychologie unter dem Begriff Systemik.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Synergie

Dem Wortsinn nach „das Zusammenwirken mehrerer Kräfte zu einem Ziel“, ist Synergie mehr als die Summe dieser Kräfte. Wirkung und Wert der Synergie entstehen nicht auf quantitative Weise, sondern durch den qualitativen Sprung, der in dem jeweiligen Geschehen stattfindet. Am Beispiel der Töne a, e und g:

Einzeln angeschlagen sind sie eigenständige, klar erkennbare Töne, die sogar in ihren Schwingungen physikalisch gemessen und definiert werden können. Zusammen angeschlagen bilden sie einen Dreiklang, der eine ganz andere und neue Qualität besitzt: Das Ganze ist mehr und etwas anderes als die Summe seiner Teile.